Ein idealer Ausgangspunkt für diesen abenteuerlichen Ausflug ist die Gemeinde Sněžník (Schneeberg). Dieses Bergdorf, dessen Geschichte auch vom Lager französischer Gefangener während des II. Weltkrieges gekennzeichnet wurde, erfreut uns heute durch seine Gastlichkeit. Das Auto können wir bei der Baude auf dem Kamm oder beim Hotel Sněžník parken, wo auch Bushaltestellen sind. Die Entfernung zwischen beiden möglichen Ausgangspunkten absolvieren wir somit entweder zu Beginn oder zum Abschluss des Ausfluges. Es handelt sich um nicht anstrengende ca. 700 m auf der Straße, wobei unsere Aufmerksamkeit ständig vom bezaubernden Tafelberg angezogen wird. Gegenüber dem Hotel Sněžník bei einer malerischen Steinkapelle ist der Wanderwegweiser nicht zu übersehen, nach welchem wir nunmehr von der Hauptstraße abbiegen und uns auf grüner Markierung unserem Ziel entgegen auf den Weg machen.
Zunächst steigen wir leicht, vorbei an Dorfhäusern, zum Rande des Waldes auf, wo wir nach links auf den Waldpfad abbiegen und gleich darauf einen ordentlichen Aufstieg wagen, der unseres höchsten Tafelberges würdig ist. Der anstrengendere Aufstieg wird allerdings durch die einzigartige Landschaft angenehmer gestaltet, die wir beim Klettern über steinige, von Felsblöcken gesäumte Pfade kennen lernen. Sobald wir die Felsenkante überwinden und am Rande des Berges stehen, kommen wir uns auf einen Schlag wie Abenteurer bei der Entdeckung einer neuen Welt vor! Berauscht vom aufregenden Gefühl der Genugtuung setzen wir die Wanderung am Rande des mächtigen Sandstein-Tafelberges fort, bis wir an den steinernen, an einen Burgturm erinnernden Aussichtsturm gelangen. Die Geschichte eines der schönsten Aussichtstürme bei uns reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, als der Besitzer des hiesigen Herrensitzes auf dem Děčínský Sněžník (Tetschner Schneeberg) im Rahmen einer Landvermessungsmaßnahme einen Triangulationsturm errichten sollte. František Antonín Thun fasste seine Pflicht jedoch großzügig auf und anstelle eines einfachen, aus Rundholz zusammengezimmerten Aussichtspunktes entschied er sich für die Errichtung eines wirklichen steinernen Turms, der ganzen Generationen als Aussichtsturm dienen sollte. Mit seinem Bau beauftragte er den bekannten Dresdener Architekten Hänel, der einen tubusförmigen, 33 m hohen Turm aus Sandsteinquadern entwarf. Ab dem Jahre 1864, als der Aussichtsturm der Öffentlichkeit übergeben wurde, verbreitete sich die Nachricht von dem einzigartigen Ausblick auch weit hinter die Grenzen der Region wie ein Lauffeuer. Das Interesse war derart groß, dass bereits im Folgejahr beim Aussichtsturm ein Gasthaus errichtet wurde, wobei sich später auch eine Touristenbaude mit einer Herberge hinzugesellte, die den Ausflüglern über einhundert Jahre treue Dienste leistete. Unter der Last des Eisernen Vorhangs des kommunistischen Regimes verfielen die nicht instand gehaltenen Objekte in den 70-er - 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts so sehr, dass die Touristenbaude abgerissen wurde, wobei das Betreten des dem Verfall preisgegebene Aussichtsturms zunehmend lebensgefährlich war. Erst nach dem Jahre 1992 wurde er durch aufwendige Instandsetzungsarbeiten seinem ursprünglichen Zweck zurückgeführt. Heute können wir also gegen eine geringe Gebühr erneut auf der Wendeltreppe mit 153 Stufen zum Wandelgang des Turms aufsteigen, wo sich vor uns ein unvergesslicher Ausblick auf das Panorama des Elbsandsteingebirges und des Lausitzes Gebirges im Osten, des Böhmischen Mittelgebirges im Süden und des anliegenden Sachsens im Norden öffnet. Wir sehen den höchsten Berg des Böhmischen Mittelgebirges, den Milešovka (Milleschauer, auch Donnersberg), den Buková hora (Zinkenstein, auch Buchberg) mit der Sendeanlage, bei klarem Wetter in der Ferne auch den Ještěd (Jeschken) und den Ralsko (Rollberg). Im Westen zeichnen sich die Konturen des Vorerzgebirges und darüber die Kämme des Erzgebirges ab. Erfrischen können wir uns beim Aussichtsturm im anliegenden Buffet oder in der neu rekonstruierten Gaststätte bzw. auf ihrer Terrasse mit einem schönen Ausblick. Die Speisekarte ist vielfältig, die Küche ausgezeichnet, wobei insbesondere die Kinder über das Angebot mehrerer Limonaden vom Fass erfreut sein werden. Unsere Sprösslinge werden im Restaurant gewiss auch nicht die große Auswahl an Souvenirs, einschließlich der Touristenmarke, übersehen. Wenn wir das Restaurant umgehen, stoßen wir neben der Trasse auf einen Aussichtspunkt, wo wir anhand einer Informationsrelieftafel die Bezeichnung, die Höhe und auch die Entfernung der sichtbaren Gipfel finden können. Familien mit größeren Kindern, die den Schneeberg eingehender erkunden wollen, können etwa 1 km auf roter und grüner Markierung zum Aussichtspunkt weiterwandern und anschließend auf gleichem Wege zurückkehren. Vom östlichen Rande des Tafelberges, vom als Pferdekopf bekannten Felsausläufer, hat man einen schönen Ausblick auf die deutsche Sandsteinlandschaft mit den dominanten Bergen Großer Zschirnstein, Königstein und Lilienstein. Vom Aussichtsturm geht unser Ausflug weiter auf der Asphaltstraße quer über den ausgedehnten Gipfel des Berges, wobei uns die leicht gegliederte Landschaft mit der herrlichen jungfräulichen Natur beinahe auffällig die „Verlorene Welt“ aus dem Buch von Sir Arthur Conan Doyle in Erinnerung ruft. Ungeachtet der Wünsche der Kinder stoßen wir jedoch anstatt urzeitlicher Tiere auf die Abzweigung zur sog. Dresdner Aussicht, die am westlichen Rande des Plateaus liegt und Sachsen zugewandt ist. Hier öffnet sich uns ein eindrucksvoller Blick in die tiefen Wälder unterhalb des Schneeberges, auf die Tafelberge der Sächsischen Schweiz, und bei schönem Wetter sind sogar die Türme Dresdens zu sehen, das in Luftlinie 50 km entfernt ist. Von der Dresdner Aussicht verlassen wir dann bequem auf der kleinen Straße die geschlossene Welt des Tafelberges und steigen allmählich zur Grenzbaude Hraniční bouda hinab. Vor der Heimfahrt können wir noch im Restaurant beim Hotel Sněžník oder vielleicht in der Grenzbaude den Ausflug rekapitulieren und die gewonnenen Eindrücke verarbeiten.